Seitenhiebe

28.9.06

Die Quadratur des Kreises

In Skandinavien gelingt offenbar, was der Bundesrepublik im letzten Jahrzehnt abhanden kam: Wachstum und soziale Sicherheit, hohe Steuern und konkurrenzfähige Ökonomie. Der Sozialwissenschaftler Joakim Palme erklärt im Interview der TAZ, woran das seiner Meinung nach liegt.

26.9.06

Umfragetief für die Unionschristen

Einer aktuellen Umfrage von Forsa zufolge sollen CDU und CSU in der Wählergunst hinter die SPD zurückgefallen sein. Als Ursache gilt der Streit um die Gesundheitsreform, der von den CDU/CSU-Ministerpräsidenten geschürt wird. Den Politikeren kann's egal, die nächste Bundestagswahl ist noch weit. Bericht bei Spiegel-Online

20.9.06

Die Legowelt der Ökonomen

Ökonomen sind Künstler. Sie reduzieren die Wirklichkeit. In seiner Welt sind die Firmen gleich, es herrscht ein keimfreier Raum. Man nennt das vollkommene Konkurrenz. Kein Microsoft kann in diesem Raum die Computerprogramme vorschreiben, kein Aldi die Preise diktieren. Diesen Raum bewohnen vor allem Idealmenschen wie der Homo oeconomicus. Er weiß ständig Bescheid, kennt alle Preise, alle Produkte, verzweifelt nie im Media Markt, wenn er vor Hunderten Digitalkameras steht.

Der Homo oeconomicus handelt stets rational, lässt sich nie beeinflussen, kauft keinen BMW-Roadster, wenn der Nachbar einen fährt. Und meistens lebt er in seiner Welt völlig abgeschottet. Er nimmt selten Kontakt zum Ausland auf, nur ausnahmsweise wird ex- oder importiert, man lebt wie Robinson Crusoe.

Es ist ein Legoland mit vielen Klötzen. Alles ist übersichtlich. Der Ökonom schaut auf die Lego-Welt und sagt: "So ist das Leben.

Andreas Hoffmann in der Süddeutschen Zeitung über lebensferne Theorien der deutschen Ökonomie-Ayatollahs. Lesenswert!

11.9.06

Da war doch noch was?

Ja richtig, gestern wurde in Niedersachsens Kommunen gewählt. Erstaunt stellen Politiker und Publizisten fest, dass die Wähler sich immer mehr dem Urnengang verweigern. Diesmal war es jeder zweite. Am nächsten Sonntag, bei den Landtagswahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, droht sogar, dass die Mehrzahl der Wähler der Wahl fernbleibt.

Auf in den Kampf

Endlich ist sie da: die Anforderung von Bundeswehrverbänden durch die libanesische Regierung an die Uno ist heute beim Verteidigungsministerium in Berlin eingetroffen. Damit findet eine wochenlange Diskussion im luftleeren Raum um einen "robusten Einsatz" ein vorläufiges Ende. Nun muss der Bundestag entscheiden, wobei offen bleibt, ob diese Entscheidung schon diese Woche erfolgen wird. Angesichts des Eifers, mit dem die deutsche Politik deutsche Soldaten weltweit einsetzen will, ist das Ergebnis der Abstimmung allerdings ziemlich vorhersehbar.

7.9.06

Zeter und Mordio

Eigentlich ist das Bundesfinanzministerium die ausgegliederte Marketingabteilung der deutschen Lebensversicherer. Alle paar Jahre inszenieren Politik und Assekuranz einen handfesten Streit, der das Geschäft kurzfristig so richtig ankurbelt. Der Blick in die Statistiken des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft jedoch zeigt, dass das Wehklagen der Lebensversicherer über scharfe Einschnitte der Politik zu einem ganz gehörigen Teil Show ist.

Ein treffender Kommentar der Börsen-Zeitung

1.9.06

Sigmar Gabriel auf dem Kriegspfad

Das Politiker nicht gerade häufig zur Freude der Bürger tätig sind, ist vermutlich Allgemeingut. Gründe dafür gibt es sicher viele. Einer dieser Gründe muss ein Übermaß an Zeit sein, wie eine Posse um den amtierenden Umweltminister Sigmar Gabriel belegt. Der läßt doch tatsächlich einen Parteifreund abmahnen, weil ihm auf dessen Webseiten ein satirischer Text zu einem Foto nicht gefiel. Näheres bei Mein Parteibuch.

Arbeitsmarkt schön reden

Fast überall ist zu lesen, dass die Zahl der Arbeitslosen im August 2006 um 14.000 gesunken ist. Sprechblasenverteiler der Regierungsparteien reklamieren diesen Erfolg sogleich für die eigene Führung. Es ist allerdings fraglich, ob der Jubel wirklich berechtigt ist. Saisonbereinigt nämlich ist die Zahl der Arbeitslosen im August gegenüber Juli nicht weiter zurückgegangen, sondern um 5.000 leicht gestiegen (Details). Die Erklärung der Bundesagentur für Arbeit für diese Diskrepanz mutet recht seltsam an: " .. daß sich die Zahl im August saisonbereinigt geringfügig erhöht hat, dürfte auf Verschiebungen im Saisonmuster beruhen". Dürfte? Verschiebungen im Saisonmuster? Also keine Tatsachen, sondern eine Nebelkerze.