Seitenhiebe

26.12.05

Scheinbar unsozial?

Gert G. Wagner, seines Zeichens Forschungsdirektor am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und Professor an der TU Berlin, kommt in einem ziemlich entbehrlichen Beitrag für den Tagesspiegel zu der wirklich überraschenden Erkenntnis:

"Die Abwesenheit der Väter in der Erziehung ist übrigens ein neues Phänomen der Industriegesellschaft. Jahrtausendelang lebten und arbeiteten Familien eng zusammen, die Väter kümmerten sich auch um die Kinder. In der Bibel wird das oft an Vater-Sohn-Konflikten deutlich."

Guten Morgen, Herr Professor! Wir schreiben inzwischen das Jahr 2005, dessen Ende sich unaufhaltsam naht. Der von Ihnen als "neues Phänomen der Industriegesellschaft" endeckte Zustand dürfte damit bereits in die 6. Generation gehen - mindestens. Wer hierzu die Bibel als Beleg für den Trend benötigt, trägt zur Debatte ersichtlich nur Platitüden bei.

Zu denen paßt auch die Feststellung: "Der Transfer wird – scheinbar unsozial – für Gutverdienende höher sein als für Eltern mit niedrigem Einkommen, damit sich wieder mehr gut ausgebildete junge Leute für Kinder entscheiden."

Scheinbar unsozial? Warum fühlt sich der Vorsitzende der Sozialkammer der Evangelischen Kirche nur aufgerufen eine geplante, offene Ungerechtigkeit zum bloßen Schein umzudeuten? Wahrnehmungsprobleme?