Seitenhiebe

6.3.06

Künstliche Erregung

Es ist Wahlkampf, z. B. in Rheinland-Pfalz, und da wird regelmäßig geholzt. Scheinheilige Politiker finden nun eine Äußerung von Oskar Lafontaine unerhört, der u. a. gesagt haben soll: "Viele Bürger hätten 'zu Recht den Eindruck', dass 'die ganze Bande im Bundestag, die da sitzt', alle in einen Sack gesteckt und geprügelt gehörten, weil der Richtige schon dabei sein werde." Das dürfte in der Tat die Gefühlslage der Nation einigermaßen zuverlässig beschreiben.

Lafontaine soll laut "Leipziger Volkszeitung" zudem alle im Bundestag vertretenen Parteien, mit Ausnahme der Linkspartei, als "Schweinebande" bezeichnet haben. Er bestreitet das allerdings und erklärt, er hätte das allein auf die Unternehmen bezogen, die große Gewinne verbuchen und trotzdem Personal abbauen. Ob Dieter Wonka von der "Leizpiger Volkszeitung" nun einen Hörfehler hat oder Lafontaine einfach Alles zuzutrauen ist, ist eigentlich ziemlich egal. Die künstlicher Erregung der Politiker dient auch nicht gerade lauteren Zielen: es ist schließlich Wahlkampf. Da die Behauptungen über gute, vorausschauende Politikkonzepte zu verfügen den Wahlkämpfern kaum noch abgenommen werden, stürzen die sich nun einfach vehement auf den "bösen" Wettbewerber. Lafontaine in der Rolle des Buhmanns: ein ziemlich altes Muster.