Seitenhiebe

8.2.06

Was der SPIEGEL so alles weiss

Über 40 Prozent aller Akademikerinnen bleiben laut SPIEGEL kinderlos. So schrecklich, so falsch. Man kennt die genaue Zahl nämlich gar nicht und es ist ziemlich sicher, dass die in der Realität deutlich niedriger ausfällt. Die politisch Verantwortlichen im Bundesrat und im Bundesinnenministerium haben nämlich die entscheidende Frage nach der Zahl der Kinder aus der Erhebung im Rahmen des so genannten Mikrozensus herausgenommen. Nun läßt sich mit dieser selbst verschuldeten Unkenntnis trefflich Politik machen, solange man nur häufig genug als Tatsache behauptet, was letztlich völlig ungewiß ist. Die neue Bundesregierung, man kann es immer noch kaum glauben, das die neu ist, hat sich vielleicht deshalb die Familienpolitik und die Förderung des Nachwuchses von Akademikerinnen besonders auf die Fahnen geschrieben.

Würde der SPIEGEL gelegentlich bei der Konkurrenz mitlesen, so hätte die Redaktion die Mär von der gebärunwilligen Intelligenzia leicht vermeiden können (DIE ZEIT vom 9.10.2005). Man hätte sich beim SPIEGEL aber auch der online verfügbaren Studie (PDF 812KB) der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bedienen können. Da steht, dass nur 21 Prozent von 500 befragten Frauen mit Hoch- schulabschluss im Alter von 35 bis 44 Jahren angeben, kinderlos zu sein. Also kein Grund zur Panik.