Seitenhiebe

3.5.07

Verfälschte Statistik

Fast Jahr für Jahr wird die Statistik der Bundesagentur für Arbeit brutaler gefälscht. Nach Meinung der Gewerkschaften gibt es derzeit etwa sieben Millionen, nach Meinung einiger Experten bis zu zehn Millionen Arbeitsuchende in diesem Land. Die Offiziellen selbst räumen ein: 1,4 Millionen Menschen werden nicht gezählt, weil sie in »arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen« stecken, viele über 58jährige und alle Ein-Euro-Jobber fallen aus der monatlichen Propagandashow von Nürnberg.

Gestern war es wieder soweit: die amtliche Arbeitslosenstatistik wurde präsentiert. Der zuständige Minister und die Mitglieder der Großkoalitionäre in Berlin brechen pflichtschuldig in Jubel aus und beschwören den Aufschwung. Was gibt es eigentlich zu feiern? 4 Mio. offizell gezählte und noch einmal ebenso etwa viele von der Statistik ignorierte Arbeitssuchende? Das steigende Heer der ALG-II-Empfänger und derjenigen, die von ihrem Lohn allein nicht leben können und auf staatliche Zuschüsse angewiesen sind? 1,95 Mio. sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, die zusätzlich einen geringfügig entlohnten Nebenjob ausüben? Eine starke Exportwirtschaft, deren Erfolge am Arbeitsmarkt nicht spürbar sind? Eine merkwürdige Wahrnehmung von Politik, Medien und den sogenannten Wirtschaftsweisen und anderen Auguren.
Junge Welt